Zug rast durch – und wieder keine Durchsage

Die sind entweder dumm, zynisch oder verantwortungslos. Oder alles zusammen.

Nachdem wir jetzt öfter Bahn fahren, hatten wir wiederholt Gelegenheit, uns über den Stand der Dinge am Schlüchterner Bahnhof acht Monate nach Begehung durch Spitzen aus Politik und Bahnmanagement zu informieren.

FAZIT: Alles beim Alten. Rund die Hälfte der Züge brettert weiter unangekündigt durch. Auch einfahrende Züge werden nur zum Teil angekündigt.

FRAGE: Welcher Qualifikation bedarf es eigentlich, um im Fahrdienstleiterhäuschen eine ruhige Kugel zu schieben? Die Fähigkeit zur vorausschauenden Gefahreneinschätzung offenbar nicht.

Angesichts des nahenden Winters….

… gilt es zu beobachten, ob bei Schnee und Glatteis jetzt besser geräumt wird als im vergangenen Februar. Oder ob wenigstens dann jede Durchfahrt vorangekündigt wird. Erinnert sei an die Schilderung eines Pendlers, der im Kommentarbereich dieses Blogs Folgendes zu berichten wußte:

Am Montag, dem 22.02.2010 war es am Bahnhof Schlüchtern um 6:20 Uhr wieder höllisch glatt. Ich bin einige Male ausgerutscht, konnte mich aber noch auf den Beinen halten. Ein anderer Mann hatte nicht so viel Glück: Er rutschte aus und landete direkt im Gleisbett von Gleis 4. Er konnte noch rechtzeitig auf den Bahnsteig zurück klettern, als dann 30 Sekunden später der Regionalexpress nach Frankfurt einfuhrt. Er hatte echt verdammtes Glück gehabt, ein paar Sekunden später und es wäre mit Sicherheit anders ausgegangen.

Es muß doch nicht erst noch einmal so ein dragisches Unglück wie in Neuhof passieren, bevor die Deutsche Bahn ihre Bahnhöfe richtig von Eis befreit.

Wer wird eigentlich zur Verantwortung gezogen, wenn die Sache mal nicht mehr so glimpflich ausgeht? Wer ist eigentlich der Vorgesetzte des Fahrdienstleiters? Wo stehen die Regeln für Durchfahrtsansagen? Wo sind eigentlich die Politiker, die im Februar die großen Töne spuckten? — Da sind doch im kommenden März Wahlen!!! Kommunalwahlen und Landratswahl. Beste Gelegenheit also, den Herrschaften mal bahnhofstechnisch den Puls zu fühlen. Was sagen die Parteien im Stadtparlament? Was sagen die Herren Pipa & Frenz?

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Hoffnungsschimmer – Bringt CDU-Initiative die Bahnhofswende?

Reinhold Baier und Staatssekretär Bomba vermessen die Fallhöhe (Quelle: Bild anklicken)

Da während der letzten zwölf Jahre alle Versuche gescheitert waren, den maroden Bahnhof von Schlüchtern durch Initiative „von unten“ saniert zu bekommen, versucht nun die örtliche CDU mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Reinhold Baier, die Sache „von oben“ in den Griff zu bekommen. Aus diesem Grunde gab es am Samstag, den 27. Februar 2010, einen großen Bahnhof für Prominenz aus Politik und Bahnbürokratie. Erster Positiv-Effekt: während der Nacht war offenbar eine Putzkolonne durch den Schandfleck gejagt worden, um das triste Bild wenigstens oberflächlich ein wenig aufzupolieren – und den hohen Herrschaften beim Gang durch die Unterführung den penetranten Uringestank zu ersparen, den ansonsten rund 2.500 Reisende täglich goutieren dürfen.

Das angereiste Großaufgebot versprach Abhilfe in fast allen Belangen. Nur: „Wer soll das bezahlen?“ – diese Frage blieb im Detail ungeklärt.

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Samstag 27.2.: Großer Bahnhof mit Bomba!

Foto: osthessen-news.de (anklicken)

Endlich kümmert sich mal die ganz große Politk um unseren kleinen aber unfeinen Bahnhof: Auf Initiative des CDU-Stadtverbandes Schlüchtern wird sich am kommenden Samstag 27.2.2010 ab 9 Uhr Rainer Bomba, Staatssekretär im  Bundesverkehrsministerium, persönlich ein Bild von den unhaltbaren Zuständen auf dem Schlüchterner Bahnhof machen. Mit von der Partie sind u.a. auch der Bundestagsabgeordnete Michael Brand, der Landtagsabgeordnete Dr. Rolf Müller und natürlich auch CDU-Bürgermeisterkandidat Reinhold Baier.

Besonders wichtig:

„Die Bevölkerung ist ebenfalls recht herzlich eingeladen“, wie es in der CDU-Pressemitteilung von heute 10 Uhr ausdrücklich heißt.  Es wäre wichtig, daß möglichst viele Betroffene kommen, um der Forderung nach Sanierung des Schandflecks Nachdruck zu verleihen. Vielleicht kann dann ja auch Staatssekretär Bomba die hier im Kommentarbereich mehrfach gestellte Frage beantworten, welche gesetzliche Richtlinie die Ansage durchfahrender Züge regelt sowie den Winterdienst.

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Juchhu! Ein Bahnhofs-Klo entdeckt!

Als ich heute auf dem Nordparkplatz auf die Ankunft des Frankfurter Zuges wartete und von der Zeitung aufschaute, sah ich drüben auf dem Bahnsteig – einen nackten Arsch, dicht über dem Perron hinter dem Wartehäuschen! Die Hose flutschte gerade noch rechtzeitig hoch, bevor ein unangekündigter Güterzug aus Fulda relativ gemächlich durchfuhr.

Für die fehlende Ankündigung konnte die Fahrdienstleitung insofern nichts, als die in Notbedurft geratene Person natürlich das Wartehäuschen als Sichtschutz nutzte. – Wir haben es hier mit einer geradezu innovativen Lösung eines drängenden Problems zu tun. Denn wie der Uringestank in Unterführung und Durchgangshalle signalisiert, besteht auf diesem Gebiet erhöhter Handlungsbedarf. Da die Deutsche Bahn stets an kostengünstigen Lösungen interessiert ist, wäre zu empfehlen, eine Klopapierrolle im hinteren Wartehäuschen zu deponieren, optimalerweise neben einem Schild, das den Weg um die Ecke weist – aber selbstverständlich nicht, ohne auf die Gefahr von Luftverwirbelungen durch flotte Durchfahrten hinzuweisen, seien diese nun angekündigt oder nicht.

Damit wäre ein Schwachpunkt des bisherigen DB-Konzepts aus der Welt geräumt, das die rund 800 täglichen Pendler bisher mit einem drängenden Problem in überdachte und damit geruchsbewahrende Räume verwies. Würde man aber die Lösung mit dem nördlichen Wartehäuschen wählen, hätte man nicht nur die olfaktorische Problematik im Griff, sondern zugleich einen Bezug zur geistigen Gestalt der engeren Heimat hergestellt, deren bedeutendster Sohn schon vor fast 500 Jahren verkündete: „Die Luft der Freiheit weht!“.

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19. Februar 2010 – Wieder keine Durchfahrtswarnung

Fast lautlos schießt er aus der Kurve ...

... und brettert durch den Bahnhof

Gegen 16 Uhr: Drei Züge rasen durch – kein einziger wird angesagt. Die Zeitung hat darauf hingewiesen, die Hessenschau auch – der Bahn bleibt die Sicherheit ihrer Fahrgäste offenbar egal. Nur als gestern die Hessenschau drehte, wurde deutlich vorgewarnt. Ich gehe zum Fahrdienstleiter (Sichtschutzblenden seiner Kabine fast ganz heruntergelassen, er im Gespräch mit einem Besucher, Rücken zu den Bahnsteigen). Sein Kommentar: „Ja wenn Sie da vorne auf dem Bahnsteig stehen, kann ich Sie ja auch nicht sehen“… Ein Zug auf Gleis 1 versperrte ihm ohnehin die Sicht.

*
FORDERUNG: Jeder durchfahrende Zug muß angesagt werden.

Wenn Sie weiterhin gefährliche Durchfahrten erleben, teilen Sie das doch bitte über die Kommentarfunktion dieses Blogs mit, z.B. HIER (egal ob Klar- oder Deckname, Mailadresse nicht erforderlich).

UPDATES:

Sonntag 21. Februar 2010 17.30 Uhr – Es tut sich was!!?? – Ich traue meinen Ohren nicht: „Achtung, auf Gleis vier hat ein Zug Durchfahrt. Bitte zurücktreten!“ Hat das Medieninteresse endlich etwas bewirkt? — warten wir mal ab, ob das eine Eintagsfliege war.

Dienstag 23. Februar 16.35-17.10 Uhr – sechs Durchfahrten, drei Ansagen.

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Die Hessenschau schaut nach dem Rechten

Donnerstag 18. Februar 2010

Das muß man unserem Bürgermeister lassen: Wenn es darum geht, dem Großkonzern Deutsche Bahn ein Schnippchen zu schlagen, weiß er Rat. Da der Personenbeförderungsmonopolist die lebensgefährlichen Zustände auf dem Schlüchterner Bahnhof dem Auge der Öffentlichkeit entziehen will, hat er dem Hessenfernsehen die Dreherlaubnis verweigert. Bürgermeister Falko Fritsch (SPD) hat daraufhin die Feuerwehr alarmiert – die Hessenschau wirft nun von der Drehleiter aus luftiger Höhe einen Blick auf den Bahnsteig des Anstoßes. Hier der Hessenschau-Film

Super! Die Bahn hat ihren Fahrdienstleiter offenbar angewiesen, jeden durchrasenden Zug penibel anzukündigen (einen Tag später ist das schon wieder vorbei…). Ich treffe zufällig einen Bekannten auf dem Bahnsteig, der mich als erstes verwundert fragt: „Die warnen ja heute vor jeder Durchfahrt! Hat das etwas mit den Fernsehleuten zu tun?“

Wahrscheinlich. Der Kameramann ist inzwischen von der Leiter gestiegen und interviewt Elternvertreter und Politiker. Letztere sind mit einer kleinen Delegation von Stadtparlamentariern erschienen:  Außer dem Bürgermeister noch sein Gegenkandidat bei der kommenden Bürgermeisterwahl, Reinhold Baier (CDU) mit seinen Parteifreunden Heribert Schad und Herwig Teubner. Mit von der Partie ist noch Ernst Müller-Marschhausen (SPD), mit dem ich gestern eine erste Ortsbesichtigung unternommen hatte. Hier der KN-Bericht über den zweistündigen Drehtermin.

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Mit einem Stadtverordneten am Bahnhof

Mittwoch 17. Februar 2010

Es bedurfte keiner großen Überredungskunst, um den Stadtverordneten Ernst Müller-Marschhausen (SPD) für eine Ortsbesichtigung zu erwärmen. Schon seit langem sind die Zustände auf dem Schlüchterner Bahnhof den Politikern ein Dorn im Auge – ohne daß sie gegen den Konzern etwas ausrichten konnten. Vielleicht wird das ja besser, wenn es um die Sicherheit geht statt „nur“ um fehlende Toiletten und ähnliche Petitessen.

Morgen will sich der Hessische Rundfunk des Themas annehmen. Wir wollen prüfen, ob man vom bewaldeten Gegenhang einen Blick auf den Bahnsteig werfen kann. Die Deutsche Bahn AG hat nämlich die Dreherlaubnis verweigert.

Wieder rasen mehrere Züge durch, ohne daß man eine Vorwarnung hörte. Das Leben ihrer Kunden ist dem Konzern offenbar piepegal. Diesmal gehe ich zur Kabine des Fahrdienstleisters und frage, wer eigentlich für die Durchsagen verantwortlich ist. „Das mache ich!“, antwortet der gute Mann treuherzig.

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Die KN besichtigen den Schlüchterner Bahnhof

Mittwoch 10. Februar 2010

Durchrasender Zug

Ich rufe bei den Kinzigtal Nachrichten (KN) an und verabrede mich für 14 Uhr mit einem Reporter am Bahnhof. Das Setting erweist sich als ideal: Ein Haufen Schüler bevölkert den Bahnsteig – und vier Züge rasen durch, nur einer wird vorangekündigt! Ich habe also Zeugen für den Skandal. Wir unterhalten uns noch darüber, wer eigentlich für die Durchsagen verantwortlich ist: Der Zugführer oder der Fahrdienstleiter in der Kabine am Ende des Bahnhofs. Wir kommen beide nicht auf die Idee, einfach hinzugehen und zu fragen. Aber zwei Tage später freue ich mich über den Artikel von Andreas Ungermann, da ist alles drin:

Nahezu lautlos nähert sich der ICE aus Fulda in Richtung Frankfurt dem Schlüchterner Bahnhof; kaum in der Kurve aufgetaucht, ist er schon auf Höhe des Bahnsteiges. Eine Durchsage, die auf die Durchfahrt hinweist, ist nicht zu hören. Der nächste passierenden ICE wird angesagt, der dritte Hochgeschwindigkeitszug innerhalb von 20 Minuten wird angekündigt, als er den Bahnhofsbereich schon fast wieder verlassen hat.

Hier der ganze Artikel.

Übrigens treffen wir während der Ortsbesichtigung einen Arbeiter, der im Auftrag der Bahn Schilder anbringt:

Uns ist sofort klar, was das heißt: Nachdem neulich in Neuhof eine 16-jährige Schülerin von einem einfahrenden Zug erfaßt und getötet wurde, nachdem sie auf dem Bahnsteig ausgerutscht ist, kamen schwere Vorwürfe vom Kreiselternbeirat, die uns bekannt vorkommen: Große Schneemengen hätten den Raum auf dem Bahnsteig so stark eingeschränkt, daß man die Schüler unter den Umständen nicht auf den Bahnsteig hätte lassen dürfen. Seit Jahren hätten Eltern auf die Sicherheitsmängel hingewiesen – ohne Reaktion der Bahn (s. KN-Bericht).

Dafür wird jetzt bärenstark reagiert: Mit einem Schild. Die billigste aller Möglichkeiten, sich qua Haftungsausschluß aus der Verantwortung zu stehlen. Statt den Bahnsteig frei zu räumen, werden die Kunden in die Pflicht genommen nach dem Motto: „Passen Sie gefälligst selbst auf sich auf, wir kümmern uns um unsere Rendite“. Mit dem gekennzeichneten Bereich ist übrigens der Streifen zwischen Bahnsteigkante und der mehr oder weniger gut sichtbaren „weißen“ Linie gemeint. In nebenstehendem Foto ist man also nur auf Schnee oder Eis „sicher“. Das ist übrigens die Stelle, wo wir uns am Abend zuvor nach rechts auf den Eisbuckel retteten, als der ICE ohne Vorwarnung durchrauschte.

Der Skandal
Um es auf den Punkt zu bringen: Seit Jahren weist der Kreiselternbeirat auf die Gefährdung unserer Kinder durch die Deutsche Bahn AG hin – ohne jede Reaktion. Nach dem Tod einer Schülerin werden nicht etwa die Bahnsteige von Schnee und Eis befreit, sondern die kostengünstige Minimallösung Schilderaufhängen gewählt. —

Jetzt ist die Politik gefragt. In Schlüchtern wird in drei Monaten der Bürgermeister gewählt. Vielleicht sollten sich die Kandidaten mal an das Eisenbahn-Bundesamt wenden (Motto: „Kompetenz und Verantwortung). Über Erfahrungen mit den Herrschaften berichtet der ICE-Treff.

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Schock am Abend – Wie alles anfing

Dienstag, 9. Februar 2010

Wir fahren selten mit der Bahn. Heute muß es aber doch sein. Wir kommen gegen 18.20 Uhr an und gehen durch die nach Urin stinkende Unterführung zum Bahnsteig. Die Schneemassen der letzten Wochen sind in der Mitte des Bahnsteigs aufgehäuft und zu einem Eisschild festgetreten. Zwischen Bahnsteigkante und Eisbuckel ist gerade mal ein 1,20-2 m breiter Streifen einigermaßen schneefrei geschippt. Wir stehen an einer Stelle, wo er gerade mal 1,50 m breit ist. Es sind schon einige Leute auf dem schwach erleuchteten Bahnsteig. Zufällig drehe ich mich um – und sehe, wie etwa 250 m entfernt ein aus Fulda kommender ICE fast lautlos aus der im Nachtdunkel liegenden Kurve schießt. Ich nehme meine Frau an der Hand, steige auf den Eisschild und ziehe sie von dem schmalen Standstreifen, sie rutscht, fängt sich! – und schon rast der ICE durch. Ohne jede Vorwarnung!!! Wir schauen uns erschrocken an. Das darf doch nicht wahr sein!

Gewiefte Bahnreisende kennen das wohl. Wissen, daß man höllisch aufpassen muß, gerade wenn der Bahnsteig so verengt ist. Aber als Seltenfahrer war das ein Schock. Und ich sah den Zug ja n0ch kommen! Wie wäre das für eine Mutter mit zwei Kindern an der Hand, die mit dem Rücken zu einem solchen durchrasenden Geschoß steht? Die ICEs sind verdammt leise, man hört sie eigentlich erst im letzten Moment.

Der Schock sitzt tief. Am U-Bahnhof in Frankfurt steckt er uns immer noch in den Knochen. Und die Empörung darüber, daß Zugdurchfahrten nicht angekündigt werden. Wer ist eigentlich für die Durchsagen verantwortlich? Ich beschließe, morgen die Kinzigtal Nachrichten (KN) auf die unhaltbaren Zustände auf dem Schlüchterner Bahnhof hinzuweisen.

UPDATE
Über einen Fast-Todesfall 13 Tage später. Nicht auszudenken, wenn der Mann 20 Sekunden später ins Gleisbett gefallen wäre.

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